Petition eingereicht – Nun heißt es „abwarten und Tee trinken“

vom | Kategorie: Aktuelles, Ausschuss für berufspraktische Fragen, Junge Philologen

Jungphilologen und junger VDL reichen ihre Petition gegen die Sommerferien-Arbeitslosigkeit von jungen Lehrkräften ein

1.121 Menschen haben die Petition „Sommerferien-Arbeitslosigkeit von jungen Lehrkräften stoppen!“ unterschrieben und unterstützen somit die Jungphilologen im Hessischen Philologenverband und den jungen VDL Hessen in ihrer Forderung, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, die im Anschluss an ihre Ausbildung eine Planstelle erhalten, grundsätzlich zum 1. August eines Jahres einzustellen und nicht erst drei Tage vor Unterrichtsbeginn.
Das Einstellungsverfahren in den hessischen Schuldienst (Einstellungserlass Ziffer 1.4.) wäre entsprechend zu ändern.

Wie in den über 300 Kommentaren unter der Petition zu lesen, sind Unterzeichner größtenteils selber in der Vergangenheit oder Zukunft Betroffene, sich solidarisierende Lehrkräfte, Mentoren, Leitungen von Studienseminaren, Personalratsmitglieder, Verbandsmitglieder sowie Menschen (auch aus anderen Bundesländern), die sich für kommende Generationen von Lehrkräften und somit auch für die Bildung der Schüler einsetzen – nicht zuletzt auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes.

„Junge Lehrkräfte brauchen eine Perspektive und Wertschätzung – besonders in Zeiten des Lehrkräftemangels – und keinen vom Land Hessen verordneten Gang zur Beantragung von Bürgergeld.“
(Kerstin Mück, Künzell)

v.l.n.r.: Kerstin Mück (junger VDL), Oliver Ulloth, Boris Krüger (hphv), Victoria Hildebrand (Jungphilologen)

Was anfangs als Online-Petition auf der Plattform openPetition.de im Sommer 2023 startete, konnten nun Kerstin Mück (VDL), Boris Krüger und Victoria Hildebrand (hphv) am 28. August 2024 vor dem Studienseminar Kassel dem Vorsitzenden des Petitionsausschusses beim Hessischen Landtag, Herrn Oliver Ulloth, auf mehreren Seiten schwarz auf weiß überreichen. Herr Ulloth nahm die Petition dankend entgegen und versicherte, dass der angesprochene Misstand zwar bekannt sei, durch die Einreichung aber neuen Wind erfährt und Nachdruck verliehen bekommt.

Der Weg der Petition sieht nun folgende Schritte vor: Zunächst wird die Landesregierung bzw. das zuständige Ministerium (in diesem Fall das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen) um Stellungnahme gebeten. Daraufhin bearbeitet ein als Berichterstatter benanntes Mitglied des Petitionsausschusses das eingebrachte Anliegen unter Einbeziehung aller sachdienlichen Informationen und ggf. mittels Einberufung eines Runden Tisches. Auf dessen Vorschlag hin berät der Petitionsausschuss, derzeit bestehend aus 16 Abgeordneten, über das weitere Vorgehen und legt den Vorschlag (im besten Fall) dem Plenum des Hessischen Landtags vor. Sobald ein Plenarbeschluss vorliegt, ergeht eine Mitteilung an die Petenten. Darüber wie die Beschlussfassung des Petitionsausschusses bzw. des Hessischen Landtags lauten wird, wird zu gegebener Zeit auf den Seiten des hphv informiert.

„Unsicherheit erzeugt kein Vertrauen und dies braucht man für gute Arbeit“
(Johannes Reinhard, Fulda)

Auch in diesem Jahr gibt es eine Vielzahl junger Lehrkräfte, die zum 31. Juli ihren pädagogischen Vorbereitungsdienst erfolgreich beendeten und erst zum 23. August in den hessischen Schuldienst eingestellt wurden. In anderen Jahren traf und wird es die jungen Menschen besonders hart treffen, nämlich wenn die hessischen Sommerferien spät starten und enden. Dies wird wieder in den Jahren 2025, 2029 und 2030 eintreffen. Ausbildung abgeschlossen und mehrere Wochen arbeitslos – kein motivierender Start ins Berufsleben, finden Jungphilologen und junger VDL!

„Es wird eindeutig am falschen Ende gespart.“
(Tina Wesiger, Freiberg)

Bei angestellten Lehrkräften, die ebenso die Sommerferien-Arbeitslosigkeit bisher stark erfasst hatte, ist es durch den sog. Weiterbeschäftigungserlass in den letzten Jahren zu Verbesserungen gekommen, so dass die Zahl der Betroffenen zurückgegangen ist. Die LiV scheint man hingegen vergessen zu haben. Von der Wahrnehmung der Fürsorgepflicht des Dienstherrn kann hier keine Rede sein!

„Die verspätete Einstellung stellt einen Missbrauch der rechtlichen Lücke im Übergang zwischen Referendariat und Anstellungsverhältnis dar. Der Zeitraum zwischen dem Ende des alten Schuljahres und dem Beginn des neuen muss arbeitsrechtlich als unterrichtsfreie Zeit und nicht als Ferienzeit bewertet werden. Der Arbeitgeber Land Hessen begeht an dieser Stelle eine Rechtsüberschreitung, wissend, dass die Betroffenen keine effektive Möglichkeit zur Gegenwehr gegen diese Maßnahme besitzen.“
(Michael Teichert, Ludwigshafen)

Der aktuelle Einstellgungserlass stellt gerade in Zeiten des Lehrkräftemangels eine kontraproduktive Praxis dar, weil sie realitätsfern ist: Die Unterrichtsvorbereitung für das Schulhalbjahr geschieht nicht erst am letzten Ferientag, sondern beginnt deutlich früher, um qualitativ hochwertigen Unterricht gewährleisten zu können. Lehrkräfte gehen damit bereits in Vorleistung, ohne dafür entlohnt zu werden. Zu behaupten, „wir dürfen niemanden bezahlen, wenn er noch nicht arbeitet und auch noch nicht benötigt wird“ ist ein Affront gegen alle Lehrkräfte.

Gemeinsam setzen sich Jungphilologen und junger VDL für Lehramtsstudierende, Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst und Berufseinsteiger ein, um die Arbeitsbedingungen im Schulbereich und in der Lehrkräfteausbildung zu verbessern. Die Übergabe der Petition markiert einen wichtigen Schritt im Einsatz für bessere Arbeitsbedingungen im Bildungssektor. Die Initiatoren hoffen auf eine positive Reaktion der Landesregierung und eine zügige Umsetzung ihrer Forderungen.

Zu guter Letzt gilt ein herzlicher Dank allen, die mit ihrer Unterschrift diese Petition unterstützt haben!

Victoria Hildebrand

← zurück