Achtsam im Schulalltag – Wege zu mehr Gesundheit für Lehrkräfte: Kurzbericht von der Pädagogischen Tagung 2025
Mit dem Thema „Achtsam im Schulalltag – Wege zu mehr Gesundheit und Balance für Lehrkräfte“ fand am 20. und 21. März 2025 in Grünberg die Pädagogische Tagung des Hessischen Philologenverbands (hphv) unter der Leitung von Tanya Gotta-Leger und Julia Schubert-Förster statt. Zur Eröffnung richteten die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, und der Vorsitzende des hphv, Volker Weigand, Grußworte an die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer. Ulrich Striegel, Leiter des Referats 1.4 HKMB „Gesundheit, Nachhaltigkeit“ präsentierte zunächst eine Übersicht über die Angebote zum Thema „Lehrkräftegesundheit“ des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen. Am Nachmittag folgte ein Vortrag mit dem Titel „Positive Leadership an Schulen“ von Frau Judith Eggersdorfer, ressourcenorientierte Beraterin und Coach. Beide Vorträge boten viele Anlässe zu Diskussionen und Gesprächen mit den Referenten sowie unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.
Der zweite Veranstaltungstag begann mit einem Erfahrungsbericht des Schulpsychologen Jonathan Stelck, der am Schulamt Gießen tätig ist. Vera Kaltwasser, Gymnasiallehrerin und für Lehrercoaching zertifiziert, sprach zum Thema „Achtsamkeit in der Schule“. Beide Vorträge stießen auf großes Interesse seitens des Auditoriums und sorgten für einen regen Austausch.
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sprach die Verhaltensprävention (Was können wir tun?) und die Verhältnisprävention (Was können Dienstherr und Schulträger tun?) an und nannte eine Reihe von Belastungsfaktoren. Eine gerade wieder aktuell auf der Ebene des Bundes und einiger Länder verhandelte Ansatzmöglichkeit zur Entlastung der Lehrkräfte sei die verbindliche Empfehlung für den Übertritt von der Grundschule in die weiterführenden Schulen.
Volker Weigand sprach das Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit, mit Veränderungen umzugehen und dem Wunsch, bewährte Dinge zu bewahren, an. Die Politik müsse erkennen, so der hphv-Vorsitzende, was in Schule überhaupt leistbar sei. Er nannte eine Reihe von Maßnahmen, die zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen könnten, ohne Mehrkosten zu verursachen.
Ulrich Striegel, Leiter des Referats 1.4 des HMKB, betrachtete zum Thema Lehrergesundheit fünf Aspekte: Was den Beruf ausmacht, was wir wissen, was wir tun, was Schulen tun können und was Lehrkräfte tun können. Dabei sprach er das Problem an, dass Maßnahmen zu Arbeitsschutz und Lehrkräftegesundheit oft nicht vom Dienstherrn, sondern vom Schulträger zu regeln seien. Die Situation in einem Unternehmen sei eine ganz andere. Er riet, auf Frühwarnsignale zu achten. Belastungen und Ressourcen sollten im Gleichgewicht sein.
Judith Eggersdorfer, freiberufliche ressourcenorientierte Beraterin und Coach beim Medical Airport Service, wies darauf hin, dass sich Psychologie traditionell in erster Linie mit der Frage nach den krankmachenden Faktoren beschäftigte. Seit etwa 25 Jahren gebe es aber den Ansatz zu ergründen, was Menschen zum „Aufblühen“ bringt, sie also in die Lage versetzt, ihre Potenziale (moralisch wertvoll) zu entfalten. Ausführlich und unter Beteiligung der Tagungsteilnehmerinnen und –teilnehmer stellte sie das Konzept PERMA Lead, eine moderne Form des Leaderships, vor. Das Ziel sei, so die Referentin, dass die Führungskräfte Potentiale in Schulen entwickeln. Fortbildung für Schulleitungsmitglieder werde vom Medical Airport Service dazu angeboten.
Jonathan Stelck, Schulpsychologe am Staatlichen Schulamt Gießen, stellte klar, dass Schulpsychologinnen und -psychologen auch für Lehrkräfte zuständig seien und ermunterte dazu, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Er riet, bewusst auf die eigene Energiebilanz (Wie nutze ich meine Energie und woher bekomme ich sie?) und auf Körpersignale zu achten. Insbesondere Lehrkräfte am Anfang ihrer Berufstätigkeit sollten reflektieren, ob sie ihren Arbeitsaufwand langfristig halten könnten. Wenn man dauerhaft über seine Grenze gehe, bestehe die Gefahr, dass man krank werde und dann ganz ausfalle.
Vera Kaltwasser, für Lehrercoaching zertifizierte Gymnasiallehrerin und Mitarbeiterin der Hessischen Lehrkräfteakademie, erläuterte das Konzept „Achtsamkeit in der Schule“ und ging dabei auf wissenschaftliche Hintergründe und praktische Umsetzungswege ein. Anhand kleiner Übungen konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Einflussnahme des Körpers auf den Geist bewusst wahrnehmen. Tägliches Üben, so die Referentin, führe u.a. zu Stressreduktion, Emotionsregulation und Konzentration. Auch Schülerinnen und Schülern könne man Achtsamkeit vermitteln.
Ein ausführlicher Bericht über die Referate und einige Aspekte der Diskussionen wird in „Blickpunkt Schule 3/2025“ veröffentlicht.
Pädagogischer Ausschuss
Angelika Kiene-Bock