Digitalisierung und KI – den Schulalltag effektiv meistern: Kurzbericht der Pädagogischen Tagung des Hessischen Philologenverbandes (hphv) am 22. und 23. Februar

vom | Kategorie: Berichte, Pädagogischer Ausschuss

Mit Björn Braun, Prof. Dr. Andreas Dengel, Martin Fugmann und Christoph Krüger referierten vier ausgewiesene Experten auf Einladung des Pädagogischen Ausschusses des hphv aus Sicht der schulischen Praxis und der Wissenschaft zum Tagungsthema. Nach Eröffnung der Veranstaltung durch die PA-Vorsitzende Tanya Gotta-Leger, die auch gemeinsam mit ihrer Leitungsteamkollegin Julia Schubert-Förster die Tagung moderierte, sprach gleich zu Beginn der Vorsitzende des Hessischen Philologenverbands, Volker Weigand, ein Grußwort. In einem ausführlichen Statement äußerte sich die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands (DPhV), Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, am zweiten Tag der Veranstaltung. Die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung hatten jeweils Gelegenheit zu Nachfragen und zur Diskussion mit den Vortragenden.

Volker Weigand ging auf den Stellenwert von Bildung im Koalitionsvertrag der neuen hessischen Landesregierung ein und erläuterte die Position des hphv zum Thema „KI“. Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sprach aktuelle Erkenntnisse und Angebote zu KI von der parallel in Köln stattfindenden „didacta“ an und erörterte Möglichkeiten des Einsatzes von KI für Schule und Unterricht. Beide betonten, dass sowohl der Deutsche Philologenverband als auch die hessischen Philologen die aktuelle Entwicklung um KI kritisch-konstruktiv begleiten – eingebettet in den Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule – und die Übernahme von Verantwortung für Datenschutz und IT-Ausstattung durch den Dienstherrn fordern.

Zum Thema “Leadership in der Digitalen Transformation: Wirksames Führen für Innovative Schul- und Unterrichtsentwicklung“ sprach Martin Fugmann, Schulleiter am Evangelisch Stiftischen Gymnasium (ESG) in Gütersloh und Mitglied des Vorstands der Heraeus-Bildungsstiftung in Hessen. Er betonte die Wirksamkeit von KI-Anwendungen im Unterricht als einen zentralen Faktor für gelingende Unterrichtsentwicklung, um mehr Zeit für die Beziehungsarbeit in der Schule zu haben. Herr Fugmann befasste sich u.a. mit Fragen nach den sozialen und fachlichen Kompetenzen sowie den Fachkenntnissen, die Schülerinnen und Schüler heute benötigen und stellte Überlegungen an, welche Erwartungen künftige Arbeitgeber und die Gesellschaft an die Lernenden stellen. Auch gab er eine Reihe von Literaturempfehlungen. Nach seiner Einschätzung kann das mit Hilfe von KI-Tools geförderte personalisierte Lernen einen Weg zur Verbesserung der Chancengerechtigkeit eröffnen. Dabei betonte er mit dem Blick des Schulleiters, entsprechend dem Schwerpunkt seines Vortrages, dass dabei Schulentwicklung und Unterrichtsentwicklung wichtige Voraussetzungen seien.

Der zweite Referent, Christoph Krüger, referierte zum Thema “Teamteaching 2.0: KI als dein schulischer Assistent“. Er ist Schulleiter an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Eppstein und betreibt den erfolgreichen Podcast und YouTube-Kanal „Schulgelaber“. Hier beleuchtet er die Themen Schule und Digitalisierung in vielfältiger Weise und mit sehr unterschiedlichen Akteuren (Ausbilder, Professoren, Studenten etc.). Auch von ihm erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung eine Reihe von Tipps zu brauchbaren Tools für die Verwendung von KI in den unterschiedlichsten Lernphasen. Dabei ging Christoph Krüger auf die jeweiligen Einsatzmöglichkeiten, aber auch auf Datenschutzgesichtspunkte und KI-Lizenzkosten ein. Als Problem hob er hervor, dass die Bildungsschere sich vergrößere, wenn nicht alle Schülerinnen und Schüler einen kostenlosen Zugang zu diesen digitalen Lernmaterialien und KI-Tools erhielten.

Björn Braun, Fachberater Medienbildung am Staatlichen Schulamt Weilburg, stellte seinen Vortrag unter die Überschrift “Künstliche Intelligenz im Unterricht – Lernen neu denken“. Er nannte Beispiele für die Unterstützung durch KI, etwa in der Justiz und in der Psychotherapie, und mahnte, dass man auch im Bereich der Schule den Anschluss nicht verpassen dürfe. Es gelte, Regeln und Regularien zu entwickeln sowie ethische Leitlinien einzuführen. Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern müssten über die mit dem Einsatz von KI verbundenen Gefahren informiert werden. An Beispielen von Tools und ihren Anwendungsmöglichkeiten zeigte Herr Braun, wie KI von Lehrkräften zur Entlastung im schulischen Alltag genutzt werden kann.

Die Perspektive der Informationsdidaktik, gleichsam den „Blick unter die Motorhaube“, vermittelte Prof. Dr. Andreas Dengel, Professor an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, in seinem Vortrag zum Thema “Künstliche Intelligenz als Unterrichtsthema: Technologie, Anwendung und Wirkung“. Prof. Dr. Dengel präsentierte, wie auch die anderen Referenten, diverse KI-Tools. Er zeigte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern aber auch, wie die Grundprinzipien der Programmierung zu verstehen sind, indem er Übungen aus dem Informatikunterricht der Mittelstufe vorstellte.

In den Diskussionen wurde deutlich, dass der Einsatz von KI unter definierten Voraussetzungen durchaus als ein Instrument zur Unterstützung und Entlastung von Lehrkräften sowie der Förderung der Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler angesehen werden kann. Allerdings müssen dazu vom Land und den Schulträgern auch die Rahmenbedingungen an allen Schulen für die Lehrkräfte sowie alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen hergestellt werden.

Der Hessische Philologenverband und der Deutsche Philologenverband fordern in diesem Zusammenhang insbesondere, dass der Dienstherr die Versorgung aller Schülerinnen und Schüler sowie aller Lehrkräfte mit der notwendigen Hard- und Software sicherstellt und die Verantwortung für den Datenschutz übernimmt.

Den ausführlichen Bericht über die Pädagogische Tagung mit einer Liste der KI-Tools und der Literaturempfehlungen finden Sie in der Ausgabe 2/2024 von „Blickpunkt Schule“.

Der Pädagogische Ausschuss

 

 

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