Junge Lehrkräfte nach den Sommerferien nicht verheizen!

vom | Kategorie: Ausschuss für berufspraktische Fragen

„Schulen und Studienseminare sind angehalten, das Maximum der zulässigen Wochenstunden an eigenverantwortlichem Unterricht von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst auszuschöpfen.“ So schreibt Kultusminister Lorz an die hessischen Schulen im Hinblick auf die Wiederaufnahme des kompletten Unterrichts nach den Sommerferien. Diese Passage im Minister-Brief liest der Hessische Philologenverband mit großer Sorge.

Aufgrund des sehr eingeschränkten Präsenzunterrichts vor den diesjährigen Sommerferien konnten Referendarinnen und Referendare, die am 1. Mai 2020 ihren Dienst angetreten haben, in allen Fächern, vor allem aber in den Nebenfächern nur in sehr geringem Maße hospitieren, geschweige denn zur Probe unterrichten. Deshalb konnten die jungen Lehrkräfte kaum die vorgesehenen Erfahrungswerte als Vorbereitung für den eigenständigen Unterricht im 1. Hauptsemester sammeln.

Weder das Kultusministerium noch die Lehrkräfteakademie hatten auf frühere Forderungen des Philologenverbandes positiv reagiert, die Stundenzahl für Referendarinnen und Referendare im kommenden 1. Hauptsemester zu reduzieren, um zusätzliche Doppelsteckungen und Hospitationen für mehr Unterrichtspraxis zu ermöglichen. Stattdessen soll deren Arbeitskraft nun sogar bis zum Maximum in vollen Lerngruppen ausgeschöpft werden, vom Infektionsrisiko ganz zu schweigen. Das grenzt aus Sicht des Ausschusses für berufspraktische Fragen (BPA) im hphv, der insbesondere die Interessen gerade von jungen Mitgliedern vertritt, an eine Verletzung der Fürsorgepflicht des Dienstherrn. Daher appellieren die Jungphilologen an die Leitungen der Studienseminare und Ausbildungsschulen, beim eigenverantwortlichen Unterricht Augenmaß walten zu lassen und die Referendarinnen und Referendare nicht über deren Belastungsgrenzen hinaus einzusetzen. Der BPA-Vorsitzende Boris Krüger appelliert: „Bitte verheizen sie nicht diejenigen Lehrkräfte, welche die geringste schulische Erfahrung haben und sich am wenigsten gegen einen übermäßigen Einsatz wehren können! Das würde viele junge Menschen vom Lehrberuf abschrecken und den ohnehin schon vorhandenen Lehrermangel noch vergrößern.“

Abgesehen von der Kritik an einem übermäßigen Einsatz von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst aufgrund des Minister-Briefes, nahmen die Philologen die im gleichen Schreiben angekündigte Rückkehr zu den 2. Staatsprüfungen mit zwei Prüfungslehrproben und die Beibehaltung der modifizierten Prüfungsformate für Angehörige von Risikogruppen positiv auf. Boris Krüger: „Wenigstens hier kommt man den Referendarinnen und Referendaren etwas entgegen, die während ihres 2. Hauptsemesters unter den Corona-bedingten Unterrichtsausfällen gelitten haben. So viel Entgegenkommen hätten wir uns auch für die jungen Lehrkräfte gewünscht, die nun zum ersten Mal eigenständig Klassen unterrichten müssen.“

 

Der Ausschuss für berufspraktische Fragen (BPA) ist auf Instagram aktiv.  Über diesen Kanal informiert er über das tagesaktuelle Geschehen in Schulen, Schulpolitik und Verband. Die Zielgruppe sind Lehramtsstudierende, Referendare und junge Lehrkräfte, die zunehmend in sozialen Netzwerken aktiv sind. Aber auch Eltern und Schüler gehören zu den Abonnenten. Der Trend geht dahin, sich Informationen sowie Impulse, Inspiration und Perspektiven für den eigenen Unterricht auf Plattformen wie Instagram zu holen. Ein besonderer Vorteil ist die Vernetzung unter den aktiven Nutzern. Es herrscht ein reger Austausch durch Umfragen, Direct Messages und Kommentare. hphv_jungphilologen

 

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