Vertreterversammlung des Hessischen Philologenverbandes in Wetzlar 2024 ‚Blickpunkt Schule‘
Unter dem Leitmotiv „Blickpunkt Schule“ fand am 31. Oktober und 1. November 2024 die Vertreterversammlung des Hessischen Philologenverbandes (hphv) statt. Ausgerichtet vom Bezirk Gießen war der Tagungsort dieses Mal in Wetzlar.
Die Delegierten beschäftigten sich an zwei Tagen mit aktuellen bildungs- und berufspolitischen Themen, verabschiedeten drei Resolution zu den Themen „Wertschätzung im Bildungswesen“, „Zur Wertevermittlung in hessischen Schulen“ sowie „Gesunde Lehrkräfte brauchen ein gesundes Arbeitsumfeld“ und legten die verbandspolitischen Ziele fest.
Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Landesvorsitzenden, Volker Weigand, sprachen der Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar, Manfred Wagner, die Bundesvorsitzende des DPhV, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, und der Vorsitzende des dbb Hessen, Heini Schmitt, jeweils ein Grußwort.
Der Oberbürgermeister ging in seiner Ansprache auf einige Besonderheiten der Stadt Wetzlar ein: die Stadt Wetzlar sei eine „Stadt des Sportes“, da hier 82 Sportvereine mit rund 26.500 Mitgliedern nahezu das Spektrum aller Sportarten von American Football bis Zumba abdecken. Wetzlar sei zudem eine „Goethe-Stadt“, denn hier traf Anfang Mai 1772 der junge Johann Wolfgang von Goethe ein und hier entstand sein berühmter Briefroman “Die Leiden des jungen Werthers”. Zudem sei Wetzlar die „Leitz-Stadt“, da für Leica-Enthusiasten und Gäste aus aller Welt mit dem Leitz-Park ein einzigartiger Erlebnis- und Inspirationsort entstanden sei, der die Markenwelt und die Faszination der Leica Fotografie mit allen Facetten erlebbar mache.
Heini Schmitt, der Vorsitzende des dbb Hessen, betonte die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem hphv. In seinem Grußwort ging er auf die Tariferhöhung ein und stellte klar, dass die Übertragung des Tarifergebnisses auf Beamtinnen und Beamte sowie Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger dazu führen werde, dass man dem Ziel einer verfassungskonformen Alimentation einen Schritt näherkomme.
Die Vorsitzende des DPhV, Prof. Susanne Lin-Klitzing, wünschte der Vertreterversammlung einen guten Verlauf und ging in ihrem Grußwort insbesondere auf die bisher qualitativ und quantitativ unzureichenden Fort- und Weiterbildungsangebote für Lehrkräfte ein. Der DPhV und seine Fachverbände erwarten von der Kultusministerkonferenz (KMK) und von den Kultusministerien der Länder endlich die Professionalisierung der dritten Phase der Lehrkräftebildung. „Die Lehrkräftefort- und Weiterbildung in Deutschland ist sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht gut genug aufgestellt. Dabei würden gute Angebote sowohl die Kompetenzen der Lehrkräfte als auch die Attraktivität des Berufs erhöhen. Um angemessene Fortbildungsmöglichkeiten gewährleisten zu können, sind entsprechende Rahmenbedingungen an den Schulen unerlässlich. Dazu gehört u.a. die Senkung des Stundendeputats, um Freiräume für Fort- und Weiterbildungen in Präsenz und digital zu schaffen.“, so Prof. Lin-Klitzing. Zudem erwarte der DPhV von der KMK den umfassenden Schutz der Persönlichkeitsrechte beim geforderten schulischen Umgang mit KI. Die Schaffung von notwendigen Rahmenbedingungen durch den Dienstherrn sei Voraussetzung für kritisch-konstruktiven Umgang mit KI.
Besuch aus dem Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen
Da der Hessische Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz, kurzfristig für Deutschland beim Treffen der Bildungsministerinnen und Bildungsminister der G20 im brasilianischen Fortaleza teilnehmen musste und sich mit internationalen Vertreterinnen und Vertretern zu wichtigen schulischen Themen austauschen konnte, durften die Delegierten den Leiter der Abteilung III des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB), Christopher Textor, vor Ort begrüßen. In seiner Rede thematisierte er insbesondere die Werteoffensive des Ministeriums, die die Wichtigkeit der Wertevermittlung an allen Schulformen herausstellt, die Förderung der Sprache Deutsch durch viele zusätzliche Intensivklassen an zahlreichen Schulen, ging auf die Bedeutung der beruflichen Orientierung ein und erläuterte die Empfehlung der Kultusministerkonferenz (KMK) zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI).
In der sich anschließenden Aussprache gab es zahlreiche Nachfragen der Delegierten unter anderem zur Differenzierung von Besoldung an verschiedenen Schulformen, zu Korrekturzeiten im Abitur, Entlastungen, der Grundschulempfehlung, Digitalisierung an den Schulen, dem Schulausflugsticket und zur Koordinationsstelle für Wertevermittlung.
Bericht des Vorsitzenden
In seinem Bericht ging der Landesvorsitzende Volker Weigand besonders auf das diesjährige Motto der Vertreterversammlung ein. „Blickpunkt Schule“ sei einerseits der Hinweis auf die Verbandszeitschrift, andererseits auch darauf, dass Schule angesichts schwieriger wirtschaftlicher Zeiten weiter im Blickpunkt von Politik und Gesellschaft sein müsse. Die Aufgabe des hphv sei es, dafür zu kämpfen, die Sparzwänge nicht zu akzeptieren.
Das letzte Jahr fasste der Vorsitzende kurz zusammen: arbeitsreich, aber sehr produktiv. Es fanden viele Sitzungen beim hphv statt ebenso wie zahlreiche Termine beim dbb Hessen, die Herr Weigand in seiner Funktion als stellvertretender Landesvorsitzender und Schatzmeister wahrgenommen hat.
Der Vorsitzende konstatierte, dass der hphv in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde und ein gewichtiges Sprachrohr der Gymnasiallehrkräfte in Hessen darstelle: 13 Pressemitteilungen wurden im letzten Jahr veröffentlicht. Es gab Gespräche in den Ministerien, u.a. mit dem Staatssekretär Christoph Degen im Wissenschaftsministerium, gemeinsam mit der Bundesvorsitzenden Prof. Lin-Klitzing bei Finanzminister Prof. Lorz, beim Hessischen Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz, sowie dem bildungspolitischen Sprecher der CDU, Christian Wendel. Mit dem dbb Hessen besuchte Herr Weigand u.a. die Fraktionen von CDU, FDP, Bündnis 90/ Die Grünen.
Volker Weigand betonte mit Nachdruck, dass eines seiner Hauptanliegen sei, den hphv im kommenden Jahr noch weiter voranzubringen. Dazu werde die Kommunikation über Social-Media-Kanäle wie die Website, den Newsletter, Instagram, Facebook, den hphv-Whatsapp-Kanal, Pressemeldungen, Stellungnahmen und viele weitere persönliche Gespräche kontinuierlich ausgeweitet. Der Vorsitzende hob die gute Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen und der -kollegin hervor und freut sich auf eine gute Zusammenarbeit im nächsten Jahr.
Unser Justiziar und Geschäftsführer bis Juni 2023, Stephan F. Dietz, der auf der letztjährigen VV aus Krankheitsgründen nicht dabei sein konnte, wurde vom Vorsitzenden mit vielen Dankesworten verabschiedet. 34 Jahre war er für den hphv tätig. Ganz herzlichen Dank für die gemeinsamen Jahre und alles Gute für die Zukunft!
Technostress – Ich mache mir Stress, aber richtig!
Ein ganz besonderer Höhepunkt war in diesem Jahr der Besuch von Prof. Matthias Spörrle. Er ist Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Schaffhausen (Schweiz) und als ordentlicher Professor für Wirtschaftspsychologie an der Universität Schloss Seeburg (Österreich) tätig. In seiner Forschung untersucht er die menschliche Entscheidungsfindung, insbesondere im digitalen und geschäftlichen Umfeld, aus sozialer und evolutionärer Perspektive. Seine Trainings befassen sich mit dem Menschen als parteiischen Entscheidungsträger in Organisationen und damit, wie Menschen mit Störungen und radikalem sozialen, ökologischen und digitalen Wandel funktional umgehen können.
In seinem Vortrag über „Technostress – Ich mache mir Stress, aber richtig!“ beschäftigte er sich auf eine sehr professionelle und gleichzeitig humorvolle Art und Weise mit den „Big Five des Körpers“, wie Nahrung, Sucht- und Drogenkontrolle, Gift- und Keimkontrolle, Schlafen und Bewegung, und den „Big Five der Psyche“, wie z.B. Stress und Emotionsmanagement, gesunder Arbeitsplatz, soziale Verbundenheit. Stress sei immer da, so Spörrle, aber er sei nicht dafür gemacht, auf Dauer zu bleiben. Sehr viel liege in unserer Hand. Eine Aussage, die zum eigenverantwortlichen Handeln führen solle, nicht aber zu Druck und Schuldgefühlen. Prof. Spörrle stellte verschiedene Möglichkeiten vor, Stressoren (Reize von außen) abzubauen, das Stress-Bewältigungspotential zu erhöhen und Stressbewältigung zu trainieren: „Machen ist wie Wollen, nur krasser“.
Eine Form von Stress griff er in seinem Vortrag besonders heraus: den Technostress, Stress durch Technologien, der unsere Leben eigentlich rund um die Uhr begleitet. Er skizzierte Probleme digitaler (Dauer-)Anreize und die unendliche Vielfalt an Informationen, denen der Mensch ausgesetzt sei.
Sein Fazit: Nutze die Technologie, aber schalten den gesunden Menschenverstand ein. Genau darin sieht er eine zukunftsfähige Mensch-Maschine-Interaktion.
Ein ganz herzlicher Dank gilt dem Versammlungsleiter Bert Thieme und dem Bezirk Gießen für die Organisation und die Besetzung des Tagungsbüros.
Dr. Iris Schröder-Maiwald
Resolutionen
Auf der diesjährigen Vertreterversammlung des hphv wurden drei Resolutionen verabschiedet:
Wertschätzung im Bildungswesen
Zur Wertevermittlung in hessischen Schulen
Gesunde Lehrkräfte brauchen ein gesundes Arbeitsumfeld.
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