Die auf der Vertreterversammlung des hphv verabschiedeten Resolutionen
Auf der diesjährigen Vertreterversammlung des hphv wurden drei Resolutionen verabschiedet: Wertschätzung im Bildungswesen / Zur Wertevermittlung in hessischen Schulen / Gesunde Lehrkräfte brauchen ein gesundes Arbeitsumfeld.
Resolution 1
Wertschätzung im Bildungswesen
Präambel:
Lehrkräfte bilden das Fundament des Bildungswesens. Sie bewältigen täglich die herausfordernde Bildungs- und Erziehungsarbeit, die Integration und Inklusion, die Digitalisierung, die Kompensation von ungleichen Bildungschancen sowie die Aufarbeitung pandemiebedingter Lernrückstände. Die Anerkennung ihrer Leistungen ist daher von zentraler Bedeutung. Wertschätzung muss jedoch alle Akteure des Bildungsbereichs
– von Schulleitungen über Schulämter bis zum Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) – umfassen. Führungskräfte tragen dabei eine besondere Verantwortung, Wertschätzung vorzuleben und in ihrem Einflussbereich zu fördern.
Gesellschaftliche Wertschätzung im Bildungswesen stärken
Wertschätzung sollte alle Bildungsakteure umfassen, nicht nur Lehrkräfte. Diese tragen als Vermittler von Bildung eine zentrale Rolle, unterstützt von Sonderpädagogischen Fachkräften, Schulsozialarbeitern, Schulassistenten, Schulbegleitern, Schulgesundheitsfachkräften, multiprofessionellen Teams und der Verwaltung. Auch Schulleitungen, die die Schulen führen, sowie Staatliche Schulämter und das HMKB, die den Rahmen setzen, sind essenziell. Alle Akteure leisten ihren Beitrag zur Bildung unserer Kinder und verdienen Anerkennung. Führungskräfte sollten hier Vorbilder sein und ein respektvolles, positives Arbeitsklima aktiv fördern.
Anerkennung von Mehrarbeit
Die hohe Arbeitsverdichtung im Abitur verlangt Entlastungen und angemessenen Ausgleich. Lehrkräfte, die das Abitur durchführen und korrigieren, tragen in dieser Zeit eine erhebliche Mehrbelastung, die durch eine faire Anrechnung und Vergütung sowie spürbare Entlastungen abgegolten werden muss. Zusatzaufgaben und Überstunden sollen, je nach Wunsch, durch finanzielle Honorierung oder Ausgleichszeiten kompensiert werden, um Gesundheit und Bildungsqualität zu sichern.
Arbeitsbedingungen verbessern – Wertschätzung durch Taten zeigen
Wertschätzung zeigt sich auch in guten Arbeitsbedingungen. Lehrkräfte und Schulleitungen müssen von übermäßiger Bürokratie entlastet werden, um sich auf pädagogische Aufgaben konzentrieren zu können. Eine wertschätzende Arbeitsumgebung erfordert zudem eine angemessene Ausstattung und Infrastruktur; besonders im Bereich der Digitalisierung sind noch deutliche Verbesserungen nötig.
Eine Kultur der Wertschätzung ist essenziell für ein erfolgreiches Bildungswesen. Sie muss auf allen Ebenen gelebt werden – von den Lehrkräften über die Schulleitungen und Dienstvorgesetzten bis hin zum HMKB. Nur so kann eine positive Lern- und Arbeitskultur entstehen, die das Wohl aller Beteiligten fördert und die gemeinsame Aufgabe der Bildung für unsere Schülerinnen und Schüler bestmöglich erfüllt.
Der Hessische Philologenverband fordert das Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) und die Landesregierung auf, Maßnahmen zu ergreifen, die die Wertschätzung auf allen Ebenen des Bildungswesens nachhaltig stärken. Hierzu zählt endlich auch die Umsetzung der verfassungskonformen Besoldung.
Resolution 2
Zur Wertevermittlung in hessischen Schulen
Die Vermittlung von Werten der freiheitlich-demokratischen Grundordnung muss zentraler Bestandteil des Bildungsauftrags in Hessen sein. Diese Werte sind essenziell für die persönliche Entwicklung junger Menschen und ihre gesellschaftliche Teilhabe.
Fachkräfte im Bildungsbereich müssen mit Vertrauen und Respekt behandelt werden, um ihrer pädagogischen Verantwortung gerecht zu werden. Respekt vor der Würde des Einzelnen, der konstruktive Umgang mit unterschiedlichen Meinungen und das Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie müssen im schulischen Alltag verankert sein. In einer vielfältigen Gesellschaft ist die Schule ein zentraler Ort der Wertevermittlung.
Als Lehrkräfte des Landes Hessen haben wir nach §2 des Hessischen Schulgesetzes einen Bildungs- und Erziehungsauftrag zu leisten, welchem wir in unserer täglichen Arbeit vielfach nachkommen. Die Inhalte dieses Auftrags stehen ganz im Zeichen der Wertevermittlung.
Das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) fordert ein noch konsequenteres Eintreten für demokratische Werte und einen respektvollen sozialen Umgang an unseren Schulen und hat hierfür eine Offensive gestartet. Teil dieser Offensive ist, z.B. neben erweiterten Unterrichtsmaterialien, die das Ministerium zur Verfügung stellt, oder einem Fortbildungsangebot für Lehrerinnen und Lehrer im Bereich der Wertevermittlung, der Plan eine „Koordinierungsstelle Wertevermittlung“ am Ministerium einzurichten.
Wir fordern eine Berücksichtigung der Lehrkräfte und ihrer Verbände bei der Besetzung dieser Koordinierungsstelle. Neben der Lehrerschaft sollten aber auch Vertreterinnen und Vertreter der Eltern sowie der Schülerinnen und Schüler Teil dieser Stelle sein, denn die erstrebten Werte können nur durch ein gleichwertiges Miteinander in der Ausarbeitung eines gemeinsamen Wertekonzepts erreicht werden.
Neben der Verpflichtung der Schulen und ihrer Lehrkräfte, die sich für die Wertevermittlung einsetzen, ist es nötig, dass auch Eltern und deren Kinder an einem gemeinsamen respektvollen Miteinander interessiert sind und sich dafür einsetzen.
Zusätzlich zur frühzeitigen Einbindung der Lehrkräfte in das pädagogische Konzept durch Integration in die geplante Koordinierungsstelle, fordern wir, dass die Lehrkräfte die nötige Zeit zur Fortbildung im Bereich der Wertevermittlung erhalten.
Wir appellieren an das Hessische Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen, die Belastung der Lehrkräfte stets zu berücksichtigen und daher nicht zu erwarten, dass die Fortbildung, gerade im Bereich der Wertevermittlung, zusätzlich zur Arbeitszeit geleistet wird, sondern während der Arbeitszeit stattfindet, was auch eine Freistellung vom Unterricht bedeutet.
Resolution 3
Gesunde Lehrkräfte brauchen ein gesundes Arbeitsumfeld
Der Hessische Philologenverband erwartet vom Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB), dass aufgrund seiner Fürsorgepflicht alle notwendigen Arbeitsschutzmaßnahmen ergriffen werden, um die Gesundheit von sowohl Schülerinnen und Schülern als auch Lehrerinnen und Lehrern zu verbessern.
„Lärm ist die am häufigsten wahrgenommene Form der Umweltbelastung“, konstatiert der Sachverständigenrat für Umweltfragen. Zum Beispiel zeigen Untersuchungen zum sog. “irrelevant speech effect”, dass im Hintergrund dargebotener Störschall – auch wenn für die eigentliche Lernaufgabe ohne Bedeutung – die Fehlerrate um 30 bis 50 Prozent erhöhen kann, also Lärm auch Auswirkungen auf kognitive Leistungen hat.
Bereits 2007 veröffentlichte das Hessische Landesamt für Umwelt und Geologie unter Mitwirkung des HMKB einen Leitfaden „Lärmminderung in Schulen“. Im Jahr 2009 wurden an zwei Gymnasien (Homberg/Efze und Taunusstein-Bleidenstadt) im Modellprojekt „Nachhaltige akustische Schulraumsanierung“ einige zuvor sehr hallige Räume mit wirkungsvollen, aber relativ günstigen Maßnahmen schallgedämmt. Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, wie Schallschutz funktionieren könnte.
Auch Hitzeschutz ist in Zeiten des weltweiten Klimawandels an den hessischen Schulen notwendig, da sich die Baumasse vieler Schulen oft in einem Zustand befindet, der Arbeitsmediziner alarmieren würde. So fehlt es nicht nur an lärmschützenden bautechnischen Vorkehrungen, sondern auch an Klimaschutzmaßnahmen wie ausreichende Isolierung bzw. Verschattung durch entsprechende bauliche Elemente.
Im Arbeitsfeld „Schule & Gesundheit“ des HKMB werden bereits einige Aspekte beleuchtet – es müsste aber durchaus mehr und vor allen Dingen schnell getan werden.
Vonnöten ist eine schnelle Kooperation durch das Ministerium samt nachgeordneter Dienststellen mit den jeweiligen Schulträgern, um erforderliche Umbau- und Sanierungsmaßnahmen an den hessischen Schulen möglichst umgehend einzuleiten.
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