DPhV fordert Teilnahme Deutschlands an TALIS-Studie der OECD ab 2030 / Aktuelle Untersuchung zeigt großen Bedarf an Unterstützung junger Lehrkräfte auf / Hohe Belastungen in internationalen „Vorzeigeländern“

vom | Kategorie: Aktuelles, DPhV Mitteilungen

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) fordert die Bildungsministerkonferenz (BMK) erneut auf, ab 2030 auch deutsche Lehrkräfte an der TALIS-Studie (Teaching and Learning International Survey) der OECD teilnehmen zu lassen. In der aktuellen Untersuchung wurden 280 000 Lehrkräfte aus 55 Bildungssystemen über ihr Arbeitsleben befragt. Die Erhebung untersuchte Aspekte wie Zufriedenheit oder Unterrichtsmethoden, nur für Deutschland gibt es auch 2025 wieder keine vergleichbaren Erkenntnisse. So fehlen wertvolle Hinweise, etwa, wie Lehrkräfte wirksam unterstützt und langfristig im Beruf gehalten werden können. „TALIS erfasst die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften für das Unterrichten. Dies im internationalen Vergleich zu analysieren, täte auch Deutschland gut!“, so die DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing. Sie weist für die jetzige 2024-Auswertung insbesondere auf drei Ergebnisse der internationalen Untersuchung hin:

  1. Vor allem junge Lehrkräfte stehen im internationalen Vergleich immer häufiger vor großen Herausforderungen in ihrem anspruchsvollen Beruf. Werden diese von der Politik ignoriert, steige die Unzufriedenheit und damit die Berufsabbruchquote. Der DPhV nimmt dies erneut zum Anlass, die Bildungsministerinnen und -minister in den deutschen Bundesländern aufzufordern, den Vorbereitungsdienst für die angehenden Lehrkräfte zu stärken. Er rät von weiteren Kürzungen deutlich ab: „Die Universitäten und Schulen können nicht leisten, was die Ausbildenden an den Studienseminaren gerade in der professionellen Begleitung und Verknüpfung von Theorie und Praxis zu leisten imstande sind. Stärken Sie als Verantwortliche den Vorbereitungsdienst, die Qualifizierung der Ausbildenden und die Arbeitsbedingungen für Referendarinnen und Referendare! So gehen diese besser vorbereitet in den Schulalltag, als es mit den bundesweit uneinheitlichen Zeitspannen für das Referendariat von 12, 16 und 18 Monaten der Fall ist. Bayern und Hessen können hier mit einer Dauer des Vorbereitungsdienstes von 24 und 21 Monaten nach wie vor als Vorbild dienen!“ lobt Lin-Klitzing.
  2. Die sogenannte „datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung“ wird nach Besuchen der Bildungsministerinnen und -minister in Alberta (Kanada) mittlerweile in fast allen Bundesländern als Lösung für schulische Herausforderungen in Deutschland angestrebt. Die TALIS-Daten zeigen allerdings, dass mehr als 30 Prozent der Lehrkräfte insbesondere in Alberta (aber auch in Australien, Bahrain, Costa Rica, Malta und Neuseeland) „häufig“ Stress erleben – dies steht im deutlichen Unterschied zum durchschnittlich eher geringen Stressempfinden von Lehrkräften weltweit (nur jede fünfte Lehrkraft empfindet Stress). Der DPhV nimmt dies zum Anlass, erneut darauf hinzuweisen, dass im Interesse der Lehrkräfte vor jeder Einführung neuer Maßnahmen – auch der einer zunehmend datengestützten schulischen Qualitätsentwicklung – seitens der Verantwortlichen geklärt sein muss, welche bestehenden Belastungen der Lehrkräfte für die neuen Maßnahmen entfallen und welche Ressourcen für die neuen Maßnahmen im jeweiligen Landeshaushaushalt dafür tatsächlich zur Verfügung stehen.
  3. Lettland, Litauen, Estland und Singapur werden deutschen Lehrkräften häufig als Vorzeigeländer in Bezug auf Digitalisierung und schulische Leistungsergebnisse präsentiert. „Aus Lehrkräftesicht nehmen wir in der TALIS-Untersuchung mit Erstaunen zur Kenntnis, dass es gerade diese vier Länder sind, in denen die unter-30-jährigen Sekundarschullehrkräfte am häufigsten, zum Teil mit mehr als 50 Prozent, angeben, den Lehrberuf in den nächsten fünf Jahren aufgeben zu wollen. Das wollen wir in Deutschland nicht!“, betont Lin-Klitzing. „Ob es bei uns so ähnlich ist, müssen wir wissen!“ Der DPhV fordert deshalb die Bildungsministerkonferenz auf, eine TALIS-Teilnahme für 2030 endlich auch für Deutschland umzusetzen.

DPhV-Pressemeldung vom 07.10.2025

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