Hessischer Philologenverband sieht Handlungsbedarf bei Bewertung von sprachlichen Fehlern in schriftlichen Arbeiten

vom | Kategorie: Aktuelles, hphv Mitteilungen

Der Hessische Philologenverband (hphv) sieht angesichts der aktuellen Diskussion in Schleswig-Holstein um den geplanten Entfall des Fehlerquotienten im Deutschunterricht auch Handlungsbedarf für Hessen. „Das Kultusministerium wird sich einer zeitnahen Positionierung nicht entziehen können, wenn alle anderen Bundesländer von der quantitativen Erfassung sprachlicher Fehler abrücken, zumal es sich um die Umsetzung eines Beschlusses der Kultusministerkonferenz handelt“, so der hphv-Landesvorsitzende Volker Weigand.

Gleichwohl erwartet der hphv Schwierigkeiten, die mit einer möglichen Änderung einhergehen. Für das aktuelle Verfahren spricht die gute Vergleichbarkeit, die sich durch das formale Erfassen ergibt. Die formalisierte Bewertung erleichtert bislang gegenüber den Eltern eine transparente Rückmeldung über das sprachliche Leistungsniveau ihrer Kinder. Eine qualitative Bewertung, z.B. über einen Analysebogen, bedeutet mit großer Wahrscheinlichkeit einen Mehraufwand aufgrund des größeren Zeitbedarfs für Erklärung und Beratung im Anschluss an die Erstellung des Bogens. Das Ziel muss in jedem Fall sein, dass die Eltern in Ergänzung zum schulischen Unterricht unterstützen können.

Zudem warnt Weigand davor, mögliche juristisch dominierte Auseinandersetzungen in der Folge zu unterschätzen: „Das Ausfüllen eines Analysebogens erfordert Zeit und Genauigkeit, da entsprechende Formulierungen dort bei zu erwartenden Beanstandungen einer Überprüfung standhalten müssen.“ Auch droht aus Sicht des Verbandes die Gefahr, dass der Stellenwert von Rechtschreibung und Grammatik weiter verringert wird.

Äußerungen aus anderen Bundesländern, dass Korrekturprogramme üblich sind, die schülereigene Kompetenzen im sprachlichen Bereich weitestgehend überflüssig machen, tritt der Hessische Philologenverband entgegen: Nicht nur die PISA-Studie hat zuletzt wieder offengelegt, dass sich die Fähigkeiten im Bereich Lesen und Schreiben weiter verschlechtert haben und somit die beruflichen Perspektiven der Schülerinnen und Schüler zunehmend gefährden. Die Einbeziehung der Lehrerverbände für den Fall eines zu erwartenden Umstellungsprozesses erachten die Philologen daher als unerlässlich, verbunden mit der Forderung nach einem ausreichenden zeitlichen Erarbeitungszeitraum für ein mögliches neues Verfahren. Am Ende dieser Diskussion muss ein Modell stehen, welches die sprachlichen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler weiterhin so erfasst, dass die Rückmeldung für alle Beteiligten verständlich und nachvollziehbar ist, und somit die Basis dafür bildet, die Kompetenzen zu stärken.

hphv-Pressemeldung vom 11.04.2023

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