Licht und Schatten – Der Hessische Philologenverband zum Eckpunktepapier der neuen Hessenkoalition
Der Hessische Philologenverband (hphv) sieht angesichts des Eckpunktepapiers zu den laufenden Koalitionsverhandlungen in Hessen Licht und Schatten. Das Bekenntnis zu einem gegliederten Schulsystem, zur Notengebung und der Möglichkeit der notwendigen Wiederholung einer Jahrgangsstufe ist positiv zu werten. Auch die Ankündigung, weiterhin zusätzliche Lehrerstellen zu schaffen, wird von den Philologen begrüßt, was angesichts stetig steigender Schülerzahlen auch unerlässlich ist.
Deutliche Kritik übt Volker Weigand, Vorsitzender des hphv, an nicht vorhandenen Aussagen zur Besoldung und Entlastung der Lehrkräfte: „Angesichts der massiv gestiegenen Arbeitsbelastung und immer neuen Herausforderungen, die in den letzten Jahren auf die Schulen und somit auf die einzelnen Lehrkräfte zugekommen sind, ist es überfällig, diese endlich auch wieder verfassungskonform zu bezahlen.“ Zudem muss eine klare Aufgabenkritik dringend vorgenommen werden, um zu erkennen, was Schule überhaupt leisten kann. Von Jahr zu Jahr wird immer mehr auf dem Rücken der Lehrerinnen und Lehrer abgeladen, was zulasten des regulären Unterrichts geht. Ständig neue Ideen, wie hier der Ausbau der beruflichen Bildung auch an Gymnasien bereits ab der 7. Klasse, engen den Spielraum in den Stundentafeln und in der Umsetzung der Curricula ein. Zusammenhängende Unterrichtsphasen, die nicht von Projekten und besonderen Veranstaltungen unterbrochen werden, gibt es immer seltener: Die Vorbereitung auf Abschlüsse und insbesondere das Abitur werden somit immer schwieriger. Es hat den Anschein, als wird seitens der Politik davon ausgegangen, dass Schule innerhalb von ca. sechs Unterrichtsstunden am Tag alles aufarbeiten kann und soll, was zwar gesellschaftlich relevant, aber nicht zwangsläufig Gegenstand von Schule sein muss.
„Die Belastungsgrenze unserer Kolleginnen und Kollegen ist schon längst überschritten“, warnt Weigand. Statt mehr Zeit pro Kind im Unterricht zu haben, müssen sich Lehrkräfte immer mehr mit Gewalt an Schulen, Förderplänen, zunehmenden sprachlichen Problemen und, bei weiterhin zu großen Klassen, mit Zusatzaufgaben befassen. Es fehlt immer mehr an Lehrkräften, die die komplette Ausbildung durchlaufen haben, da der Beruf in vielerlei Hinsicht immer unattraktiver geworden ist. Die Entfristung von Verträgen kann hier kurzfristig zwar helfen, aber nicht eine dauerhafte Lösung sein. „Das Gymnasium wird zwar immer wieder als beliebte Schulform herausgestellt und die Lehrkräfte mit Worten des Lobes bedacht. Jedoch wird es höchste Zeit, hier angemessene und konkrete Entlastung, z.B. für die Durchführung des Abiturs und der Ausweitung der Berufsorientierung auch im gymnasialen Bereich, schnell umzusetzen“, so der Vorsitzende des Philologenverbandes.
hphv-Pressemeldung vom 01.12.2023
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