Lehrermangel nicht auf dem Rücken der aktiven Lehrkräfte austragen

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Bezirk Wiesbaden tagte / ChatGPT und weitere Herausforderungen im Alltag im Blickpunkt
Wer in Wiesbaden die Siedlung Schelmengraben mit ihren markanten Hochhäusern passiert, wird sich – sofern er kein Einheimischer ist – vermutlich wundern, wenn er nur wenige Gehminuten später in eine ländliche Idylle abtauchen kann. Kurz vor dem Weindörfchen Frauenstein erreicht man das „Forsthaus Rheinblick“, das mit seiner schönen Terrasse, der rustikalen Einrichtung und dem zuvorkommenden Gastgeber seit Jahren eine Institution in der Wiesbadener Gastronomie darstellt. In dieser gemütlichen Lokalität trafen sich Anfang Mai die Philologinnen und Philologen des Bezirks Wiesbaden zur ersten Versammlung im neuen Jahr.

Nachdem Herr Wiesemann in seiner Eigenschaft als Bezirksvorsitzender die Anwesenden begrüßt hatte, gab HPRS-Mitglied Peter Natus zunächst einen Überblick über die aktuelle Lage im Hauptpersonalrat. Er widmete sich dabei insbesondere der Reaktion des Kultusministeriums auf die neue KI-Software ChatGPT. Dort heiße es, die Lehrkräfte sollten konstruktiv mit dieser neuen Herausforderung umgehen. „Da macht man sich im Ministerium einen schlanken Fuß“, kritisierte Natus. Für diesen Monat sei immerhin eine überfällige Handreichung angekündigt. Zudem toure derzeit ein „Zukunftsbus“ durch die Lande, um Schülerinnen und Schüler für den Lehrerberuf zu gewinnen.  HPRS-Mitglied Natus kritisierte die hohen Kosten (1,3 Millionen Euro allein im Jahr 2023) sowie die unrealistische Darstellung des Lehreralltags und äußerte Zweifel, ob man auf diese Weise erfolgreich neue Lehrkräfte gewinnen könne, zumal die Besoldung der Gymnasiallehrkräfte sich zukünftig nicht mehr von der der Grundschullehrkräfte unterscheiden werde. Dem stimmte auch der Bezirksvorsitzende Lothar Wiesemann zu. Obwohl es jeder einzelnen Grundschullehrkraft zu gönnen sei, besser als bisher besoldet zu werden, sei diese Maßnahme im Hinblick auf die zahlreichen Gymnasiallehrkräfte problematisch, die neun statt vier Schuljahre inhaltlich vorzubereiten und deutlich intensivere Korrekturleistungen zu erbringen hätten – von der inhaltlichen Vorbereitung ganz zu schweigen.

Im Anschluss referierte die stellvertretende Bezirksvorsitzende Ann Kristin Schalich zunächst über die aktuellen Initiativen des Gesamtpersonalrats (GPRS) Wiesbaden / Rheingau-Taunus, ehe sie sich rückblickend der letzten Vertreterversammlung widmete, die im November 2022 in Frankfurt stattgefunden hatte. Bei dieser VV stand die Neustrukturierung der Bezirke im Blickpunkt. Passenderweise nahm Ulrich Wening, der derzeitige kommissarische Vorsitzende des Kreisverbands Groß-Gerau, an der Versammlung teil. Er beabsichtigt, in einem ersten Schritt die beiden Kreisverbände Groß-Gerau und Main-Taunus zu vereinigen. Gegenüber den Anwesenden warb er für seine Idee, den solchermaßen entstehenden neuen Großkreis Rüsselsheim in  den Bezirk Wiesbaden zu überführen.

Zu einer längeren Diskussion führten die zwischenzeitlich thematisierten  Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz, die u.a. die Beschneidung von Teilzeit und  die zeitweilige Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung vorschlägt. Die Philologinnen und Philologen waren sich einig, dass der gravierende Lehrermangel nicht auf dem Rücken der aktiven Lehrkräfte ausgetragen werden dürfe.

Stattdessen müsse der Lehrerberuf attraktiver gestaltet werden. Hierzu soll auf der nächsten Landesvorstandssitzung eine Resolution für die kommende VV in Darmstadt verfasst werden.

Nachdem man sich den Anträgen für die nächste VV  gewidmet hatte, klang die durchweg harmonisch verlaufene Versammlung nach einem schmackhaften Abendessen in den Abendstunden aus.

Lothar Wiesemann, Bezirksvorsitzender

 

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