Pädagogische Online-Tagung brachte viele Anregungen

vom | Kategorie: Berichte

Über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte der kommissarische Vorsitzende des Pädagogischen Ausschusses Björn Bock zur Online-Tagung mit dem Thema „Strategien zur Entlastung im Berufsalltag“ begrüßen, die am Freitag, den 18. Februar, stattfand. Mit Sebastian Schmidt, dem Gewinner des Deutschen Lehrerpreises 2019 und Dr. Gerald Wibbecke, Schulpsychologe am Staatlichen Schulamt für den Kreis Bergstraße und den Odenwaldkreis, waren ausgewiesene Experten als Referenten gewonnen worden. Prof. Dr. Ulf Kieschke hatte bedauerlicherweise seine Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. In seiner Anmoderation sprach Björn Bock die schon vor der Pandemie anhand von Studien belegte Belastungssituation der Lehrkräfte an, die durch die zusätzlichen Aufgaben, die Veränderung von Unterricht und die gesundheitliche Gefährdung während der Pandemie nochmals gesteigert worden sei. Die Vorträge und der Workshop sollten dabei unterstützen, das eigene Handeln zu analysieren und Wege zur Entlastung zu finden.

Sebastian Schmidt stellte die Entwicklungsarbeit vor, die im Laufe von inzwischen neun Jahren zur Ausgestaltung des Konzepts „Classroom Management“ führte und an der neben ihm zunächst weitere sieben Lehrkräfte von zwei Schulen beteiligt waren. Mittlerweile arbeiten 60 Lehrkräfte von 11 Schulen mit, indem sie kooperativ und arbeitsteilig online einzelne Kapitel mit unterschiedlichen Zugängen für verschiedene Fächer erstellen. Das Ziel ist, die Schülerinnen und Schüler zu aktivem Arbeiten und Kommunikation untereinander zu führen und der Lehrkraft mehr Zeit für individuelle Förderung und regelmäßiges Feedback zu liefern. Grundlage ist die Schülerzentrierung im „Flipped Classroom“, die durch drei Arbeitsphasen ermöglicht wird: Vorbereitung (Impuls) als Hausaufgabe – Vertiefung, Diskussion, Erklärung, Feedback im Unterricht – Nachbereitung als Hausaufgabe. Sebastian Schmidt erläuterte das Konzept an Beispielen und berichtete über positive Erfahrungen. Er stellte aber auch fest, dass die Entlastung langfristig zu sehen sei, weil zunächst das Material (möglichst arbeitsteilig) erstellt bzw. gefunden werden müsse.

Dr. Gerald Wiebecke erinnerte an die Ergebnisse der Studien von Schaarschmidt (2004) und Krause & Dorsemagen (2011), die zeigten, dass ein Anteil von mindestens 20 % der Lehrkräfte Einschränkungen ihrer Gesundheit und ihrer Leistungsfähigkeit aufweisen. Zur Frage nach den Ursachen, nannte er eine Reihe von Stichworten: Corona, Inklusion, Integration, Digitalisierung, Zunahme von Entwicklungsauffälligkeiten, psychischen Störungen und Kindeswohlgefährdungen. Der Grad der Belastung werde individuell unterschiedlich empfunden und hänge auch von der Situation in der jeweiligen Schule ab. Als Strategien erläuterte der Referent die Reduzierung von Belastungen und Stressoren und die Steigerung persönlicher und externer Ressourcen. Dabei sprach er die Nutzung von Weiterbildungsangeboten und Fachliteratur, Supervision sowie sozialpädagogische und schulpsychologische Möglichkeiten der Unterstützung an.

Im dritten Teil des Programms stellte sich Sebastian Schmidt den Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was zu einem regen Gedankenaustausch führte. Es schloss sich ein Workshop an, bei dem es um die Frage ging, wie sich mit einem als Hausaufgabe gegebenen Impuls eine Unterrichtsstunde vorentlasten lässt. Die teilnehmenden Lehrkräfte beschäftigten sich zunächst zunächst individuell, dann in kleinen Gruppen mit dem gestellten Arbeitsauftrag. Im Plenum wurden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.

Zum Schluss der Online-Tagung dankte Björn Bock noch einmal allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Interesse und die trotz des digitalen Formats rege Beteiligung an Diskussionen und Workshop. Er erklärte, dass der Pädagogische Ausschuss eine zweite Veranstaltung plane, die weitere Beiträge zum Thema Lehrkräfte-Entlastung möglichst in Präsenz zum Inhalt haben werde.

Ein ausführlicher Bericht über die Pädagogische Online-Tagung folgt in „Blickpunkt Schule“ 2/2022.

Björn Bock, kommissarischer Vorsitzender des Pädagogischen Ausschusses

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