Zum Tag der Handschrift am 23. Januar: Kulturtechnische Errungenschaft in Gefahr

vom | Kategorie: hphv Mitteilungen

Durch Schreiben mit der Hand das Lernen fördern und optimieren!
Sicheres und flüssiges handschriftliches Schreiben darf als eine Lernvoraussetzung im Bildungsprozess nicht unterschätzt werden, so die einhellige Meinung des Hessischen Philologenverbandes. Auf Hirnaktivität und Lernfähigkeit wirkt es sich eindeutig begünstigend aus.
Was Lernende mit der Hand schreiben, bleibt besser in ihrem Gedächtnis, dies ist vielfach durch wissenschaftliche Studien belegt, zuletzt durch eine Studie der Universität Ulm (vgl. Kiefer/Hofmann/Arndt 2020). Eine gute Handschrift setzt feinmotorische Fähigkeiten voraus, die in der ersten Lernphase durch intensiveres Training ausgebildet werden müssen. Ihre Vernachlässigung beeinträchtigt Lernprozesse, wie die neurowissenschaftliche Forschung zeigt.

Beim Schreiben mit der Hand, z.B. beim Mitschreiben, erfolgt eine stärkere Aktivierung komplexer Hirnregionen, die dann Informationen besser verarbeiten als beim Tippen einzelner Buchstaben. Wortschemata werden beim Handschreiben sowohl im visuellen als auch im motorischen Gedächtnis gespeichert. Damit merken wir uns besser, was wir auf- oder abgeschrieben haben, wir können es aus dem Gedächtnis über längere Zeit abrufen. „Folglich ist gerade auch im Rechtschreibunterricht das schreibende Üben unverzichtbar. Und nicht zuletzt korrespondiert sorgfältiges Schreiben mit der Hand üblicherweise mit sorgfältigem Denken und schult die Konzentration“, so Reinhard Schwab, Vorsitzender des Philologenverbandes.
Während der vierjährigen Grundschulzeit sollten die Kinder eine – möglichst verbundene – Schreibschrift erlernen, damit sie flüssig, in einem angemessenen Tempo und gut lesbar schreiben sowie eine Handschrift lesen können. Die Vernachlässigung des gründlichen Schreibenlernens in der Grundschule hat somit negative Folgen für kognitive Lernprozesse. Vereinfachung ist nicht per se progressiv und förderlich. Digitalisierung in unserem Zeitalter entbindet uns nicht vom Lernen des Handschreibens, sie sollte uns nicht einer tradierten Kulturtechnik entfremden. Und dabei sind auch die weiterführenden Schulen in der Pflicht. Denn Handschreiben sollte über die gesamte Schulzeit hinweg geübt und gepflegt werden.
Eine beeindruckende Resonanz finden immer wieder die jährlichen Schreibwettbewerbe der „Stiftung Handschrift“, die Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten bieten, sich in Form eines Aufsatzes mit dem Thema Handschreiben aktiv zu beschäftigen. Wir dürfen nicht versäumen, den Schülern Gelegenheiten zu geben, sich individuell, mit Zeit und Muße dem Handschriftlichen zu widmen.

hphv-Pressemeldung vom 20.01.2022

 

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