Stärkung bildungssprachlicher Kompetenzen: Die Marschrichtung stimmt – auf unbequeme Fakten wirkungsvoll reagieren
Ein Kommentar zum “umfassenden Maßnahmenpaket zur Förderung der Bildungssprache Deutsch” des Hessischen Kultusministeriums
Die Misere lässt sich nicht kleinreden, die Fakten sind bedrückend, konkrete Maßnahmen sind gefragt. Das Problem der nachlassenden Sprachbeherrschung und der ernüchternden Rechtschreibergebnisse auf Seiten der Schüler muss offensiv angegangen werden.
Die Arbeit an den Grundlagen der Sprachbildung und am jahrelangen Erwerb von grammatisch richtigem Deutsch erfordern nämlich Systematik und Konsequenz. „Die Anstrengungen des Kultusministeriums rund um die Bildungssprache sind unstrittig“, betont Reinhard Schwab, der Vorsitzende des Hessischen Philologenverbandes. In der Schulpraxis gilt es, Übungszeiten auszuweiten, fragwürdige Zugeständnisse im Hinblick auf die Regelkonformität zu vermeiden, Fehlerindices auszuschärfen. Ebenso sollte eine methodische Verirrung wie die totgesagte Lesen-durch-Schreiben-Methode explizit benannt werden. Wohlfeile Verweise auf die pädagogische Freiheit helfen nicht weiter. Wie viel Unkenntnis spiegelt sich eigentlich in diesem Terminus?
Dem Sprachlernen als der Grundlage allen Lernens kann man nicht genug Bedeutung beimessen. Mangelnde Sprachbildung, die Vernachlässigung einer der wichtigsten Kompetenzen, trifft nicht zuletzt die weniger Privilegierten in unserem Land und beeinträchtigt massiv deren Lebenschancen. Sprache und Denken hängen unauflöslich zusammen, mit Sprache schärfen wir unser Denkvermögen, erkenntnisfördernde Kommunikation beruht auf zuverlässigen Sprachfähigkeiten. Ein festes Maß an Form ist die Basis für die Klarheit und Genauigkeit von Aussagen.
Wertvoll ist auch deutliche Pointierung des verbundenen Schreibens. Ein mangelndes Training dieser Fähigkeit rächt sich zumeist in den weiterführenden Schulen, wo Korrekturen an der Handschrift nur schwer möglich sind. „Den Zusammenhang zwischen einem sicheren, sauberen Handschreiben und den Lernleistungen sollte man unbedingt im Auge behalten“, merkt Schwab an.
Zu den Maßnahmen zur Stärkung der Bildungssprache Deutsch muss die Einrichtung kleinerer Lerngruppen hinzukommen. Nur so lassen sich Intensität und Lernerfolg sichern. „Die Verkleinerung der Klassen kann stufenweise geschehen“, so Schwab, „das erfordert zusätzliche Lehrereinstellungen.“ Schulen sind soziale Räume, in denen die direkten menschlichen Kontakte eine eminent lernwirksame Bedeutung haben, in denen sich Motivation und unterrichtliche Dynamik entfalten.
Reinhard Schwab
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