Deutscher Philologenverband zur „Zentralabiturdebatte“: „Mehr Vergleichbarkeit: Ja – Bundeszentralabitur: Nein!“
„Um unserer Schülerinnen und Schüler willen: wir brauchen mehr Vergleichbarkeit jetzt – aber auch mehr Kritik, mehr Klarheit und mehr Niveau in unserer Diskussion um das Abitur. Was wir nicht brauchen, ist ein Bundeszentralabitur, von dem niemand genau weiß, was das eigentlich ist. Kein Populismus also in dieser für unsere Schüler so wichtigen Frage, sondern Sorgfalt und solides Nachdenken über notwendige und längst überfällige Verbesserungen. Das Matheabi mahnt uns, nicht weiter planlos mit dem Schulabschluss unserer Schüler herumzuexperimentieren!“, so die Bundesvorsitzende, Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing.
Der Deutsche Philologenverband fordert von den verantwortlichen Politikerinnen und Politikern daher:
- das Ende der Beliebigkeit bei der Anzahl der Prüfungsfächer im Abitur,
- das Ende der Beliebigkeit bei der Dauer der Abiturprüfungen,
- das Ende der Beliebigkeit bei der Auswahl der Hilfsmittel!
„Konkret: Nicht jedes Bundesland kann wählen, ob es vier oder fünf Prüfungsfächer im Abitur gibt, sondern fünf werden für alle festgelegt!“, fordert Lin-Klitzing. „Keine Wahlfreiheit, ob ein Taschenrechner benutzt wird oder nicht, ob ein ein- oder zweisprachiges Wörterbuch in der Abiturprüfung benutzt wird oder nicht, sondern ein einsprachiges für alle wird festgelegt! Gleiche Prüfungsbedingungen für alle! Das ist machbar und eine Frage von ernsthafter Detailarbeit und klarem Entscheidungsvermögen!“, so die Bundesvorsitzende weiter.
Es bedarf einiger überfälliger Entscheidungen, die der Deutsche Philologenverband jüngst in seinen Briefen an die KMK angemahnt hat. „Die Diskussion um das diesjährige Matheabitur und der Aufschrei von Kultusministerin Eisenmann nach einem Bundeszentralabitur belegen die Forderungen unseres Verbandes. Allerdings braucht es für deren Erfüllung gar kein Bundeszentralabitur“, so die Verbandsvorsitzende Lin-Klitzing weiter, „zumal ein Bundeszentralabitur weder inhaltlich noch organisatorisch auch nur ansatzweise in naher Zukunft realisierbar wäre. Vielmehr brauchen wir endlich Landesabiture mit bundes- und landeszentralen Aufgabenstellungen, festgelegten einheitlichen Prüfungsbedingungen und klar festgelegten einheitlichen Korrekturmodi. Das ist überhaupt kein Hexenwerk, sondern dazu bedarf es solider gründlicher, detaillierter ´handwerklicher´ Arbeit. Das kann in zwei Jahren umgesetzt werden, wenn die Kultusministerkonferenz es denn wollte – und bei dem momentanen Druck auf sie wird das hoffentlich auch geschehen!“
Der Deutsche Philologenverband fordert zudem ein Ende der Orientierung am unteren Niveau bei der Anzahl der für die Abiturwertung einzubringenden Kurse aus der Oberstufe für die Abiturwertung, nämlich nicht minimal 32 von ca. 55 möglichen, sondern mindestens 40 sollten es für alle sein! Und unter den 40 dürfen auch nicht noch maximal 20 % durchgefallene Kurse akzeptiert werden, sondern nur noch maximal 10% in allen Bundesländern! Mit klaren Detailentscheidungen für die Bedingungen, unter denen das Abitur stattfindet, kommen wir weiter. Diesen „Zumutungen“ muss sich die Kultusministerkonferenz jetzt stellen.
Die bisherige Fokussierung auf den bundeszentralen Aufgabenpool ist inzwischen zu einem Problem geworden: Es fehlt an Erfahrung mit kompetenzorientierten Aufgabenstellungen, insbesondere ist nicht klar, inwiefern eindeutige Vergleichbarkeit und Kompetenzorientierung miteinander vereinbar sind. „Das wird sich nicht schnell lösen lassen, auch und gerade nicht von den engagiertesten Befürwortern eines Bundeszentralabiturs“, so Lin-Klitzing weiter.
„´Mondays for matura´ sind nötig“, macht Lin-Klitzing in der jetzigen Situation deutlich. „Der Deutsche Philologenverband wird nun jeden Montag in der Sommerzeit eine konkrete umsetzbare Forderung nach mehr Vergleichbarkeit auf höherem Niveau als bisher an die Kultusministerkonferenz stellen mit dem Ziel: Mehr Vergleichbarkeit jetzt!“
DPhV-Pressemeldung vom 10.07.2019
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